Heute vor 67 Jahren wurde die Zwangsvereinigung von KPD und SPD in Ostdeutschland vollzogen. Das Beispiel von Heinz Knöpfel aus dem Eichsfeld zeigt: Es gab Widerstand!
Heute vor 67 Jahren wurde die Zwangsvereinigung von KPD und SPD in Ostdeutschland vollzogen. Das Beispiel von Heinz Knöpfel aus dem Eichsfeld zeigt: Es gab Widerstand!
Mit seinen bald 90 Jahren kann sich Heinz Knöpfel immer noch heftig aufregen. Zum Beispiel, wenn er in der Tageszeitung von Auszeichnungen langjähriger CDU-Mitglieder liest, die es auf 60 Mitgliedsjahre bringen. „Das waren doch die Steigbügelhalter der SED“, bricht es dann aus ihm heraus.
Seine eigene Geschichte hat auch mit der SED zu tun und für drei Jahre war er Mitglied in dieser Partei. 1945 zurückgekehrt aus Krieg und Gefangenschaft und angetrieben vom Wunsch nie wieder einen Krieg erleben zu müssen, trat er am 29.10.1945 in die SPD in Oberdorla ein. „Die SPD bestand ja komplett noch gar nicht, aber geprägt von meinem Elternhaus war ich sicher, die SPD ist die politische Heimat für mich und meine Vorstellungen“, erinnert sich Heinz Knöpfel. Nach den Anfangsmonaten in der SPD, die geprägt waren von ganz alltäglichen Problemen der Menschen, überkam die 124 Mitglieder der Oberdorlaer SPD die Zwangsvereinigung quasi über Nacht. „Wir wurden ja gar nicht gefragt, was wir wollten“, denkt Heinz Knöpfel zurück. Zusammen mit den 42 Mitgliedern der ansässigen KPD bildeten die ehemaligen SPD-Mitglieder nun die Parteigruppe der SED.
Der gelernte Zimmermann arbeitete im Herbst 1949 bei seinem Schwiegervater, einem orthopädischen Schuhmachermeister, als ihn die Abordnung zum Wismut-Bergbau nach Oberschlema erreichte. Pflichtbewusst, doch mit einem unguten Gefühl zog er für den auf ein halbes Jahr angesetzten Arbeitseinsatz nach Sachsen. Als er sich bei seinem Vorgesetzten über die Misshandlung durch einen russischen Militär beschwerte und eine Entschuldigung verlangte, bekam er nur ein Schulterzucken und den Verweis auf seinen Arbeitsvertrag. Sein Gerechtigkeitsempfinden verbot ihm, dieses Unrecht hinzunehmen und so verließ er den Uranbergbau ohne Erlaubnis nach nur einer Woche wieder und zog Richtung Heimat. In der anberaumten Parteiversammlung wurde er der Lüge und des Verrats an der sozialistischen Sache beschuldigt und aus der SED ausgeschlossen.
Mit Arbeitsverbot belegt und ohne Lebensmittelkarten ging es in den kommenden 18 Monaten für ihn und seine Familie ums blanke Überleben. Das er sich trotzdem mit dem ihm widerfahrenen Unrecht nicht abfinden wollte, belegen die Flugblätter, die er zusammen mit zwei Mitstreitern an den Bäumen des Dorfangers anbrachte. Beim Pfingsttreffen 1950 in Berlin suchte er zusammen mit seiner Frau das Ost-Büro der SPD auf, um sich Rat zu holen. Die dortigen Genossen rieten ihm um seiner Sicherheit willen von weiteren Aktionen gegen die russische Besatzung ab.
Dass er durch die Umwälzungen im Herbst 1989 wieder in die SPD zurückkehren konnte, empfindet er als Ehre und Freude zugleich. Eines treibt ihn jedoch auch heute noch um: Nie wieder Krieg! Seiner SPD gibt er mit auf den Weg – auch unter veränderten internationalen Rahmenbedingungen – diese Mahnung nie zu vergessen.
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